Die Pädagogische Woche in Leipzig, die gestern begann, weist hinsichtlich der Beteiligung einen Rekord auf; wohl mehr als 1000 Teilnehmer waren am Montag früh zur Eröffnung erschienen. Diese überaus starke Beteiligung ist ein Beweis für die große Ausbreitung des Gedankens der Arbeitsschule im In- und Auslande, denn nicht nur aus dem Reiche, sondern auch aus der Schweiz, aus Holland, aus der Tschechoslowakei, den nördlichen Staaten und den Randstaaten sind zahlreiche Teilnehmer erschienen.
Eröffnung der
Pädagogischen Woche
Leipziger Neueste Nachrichten, 24.10.1922
Im Auftrage des Ortsausschusses für die Pädagogische Woche begrüßte Kreisschulrat Wicke-Saalfeld die Teilnehmer und Vertreter von Behörden und kennzeichnete dann in kurzen Zügen die Aufgaben der Veranstaltung sowie der Arbeitsschulbewegung. Leipzig wolle zeigen, wie diese hier gefördert und betrieben wird. Versuche in Schulen sollen einen Einblick in die pädagogische Arbeit Leipzigs geben. Für das Zentralinstitut für Erziehung und Unterricht, Berlin,
übermittelte Beh. Oberregierungsrat Prof. Dr. Pallat die Grüße des preußischen Unterrichtsministeriums und des Reichsministers des Innern. Ministerialrat Dr. Michel bekundete das lebhafte Interesse des sächsischen Unterrichtsministeriums an der Pädagogischen Woche in Leipzig und erkannte dankbar an, daß das Zentralinstitut für Erziehung und Unterricht, das seine segensreiche Tätigkeit in allen Teilen des Landes bereits verwirklicht, mit der Pädagogische Woche nunmehr seinen Einzug auch in Leipzig gehalten habe.
Für den Leipziger Lehrerverein gab dessen Vorsitzender Arno Wetzig dem Wunsche Ausdruck, daß die Teilnehmer alle Träger der Idee der Arbeitsschule werben und nach der Heimkehr zu ihrem Berufe mitwirken möchten am Aufbau dieser Schule. Der Vertreter des Sächsischen Lehrervereins ging auf sächsische Schulverhältnisse ein und betonte die Notwendigkeit von freien und selbstverantwortlichen Lehrern innerhalb ihrer Klasse. Das Wesentliche der Schulreform liege in der Gestaltung der Ausbildung der Schule: die großen Widerstände, die sich hier zeigten, müßten überwunden werden.
An die Begrüßungsansprache schloß sich eine lange Reihe geschäftlicher Mitteilungen an, dann begann der erste der für die Pädagogische Woche vorgesehenen Vorträge.