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„Dem innersten Wesen unsres Berufs entspricht ein stetiger, kraftvoll erstrebter Fortschritt“

Der Leipziger Lehrerverein (LLV) 1846 - 1933

Von grundlegender Bedeutung für das Leipziger Schulwesen wurde der im Januar 1846 gegründete Leipziger Lehrerverein. Obwohl zunächst der gesellige Aspekt überwog, kamen zunehmend reformerische Impulse aus seinen Reihen, die auch überregional stark Beachtung fanden. Schon im Zuge der Märzrevolution 1848 forderte der LLV in einem 10-Punkte-Programm eine Neugestaltung des Schulwesens. Die gesamte Volkserziehung sei Sache des Staates war eine seiner Thesen. Mit dem Scheitern der Revolution 1849 setzte eine polizeiliche Überwachung des LLV ein. Statt Schulpolitik wurden wissenschaftliche Fragen diskutiert. Der gewaltige wirtschaftliche Aufschwung in den 60er/70er Jahren des 19. Jh. ließ auch den Bedarf an Lehrern sprunghaft ansteigen. Von da ab leistete der LLV Vorbildliches für die schulpolitische und pädagogische Arbeit. So kämpfte er um eine Erneuerung des Religionsunterrichtes, forderte die Einheitsschule, diskutierte den Verzicht auf das Züchtigungsrecht, mahnte die strikte Trennung von Kirche und Schule an und bemühte sich leidenschaftlich darum, die soziale und gesellschaftliche Stellung der Volksschullehrer zu verbessern. Auch um die Weiterentwicklung pädagogischer Wissenschaft und Methodik machte sich der LLV verdient. Er unterhielt 16 wissenschaftliche Abteilungen und fast doppelt so viele wissenschaftliche Ausschüsse. Im Jahre 1871 erfolgte seine bedeutendste Gründung, die der Comenius-Bibliothek. 1906 folgte das Institut für experimentelle Pädagogik und Psychologie und 1912 das Naturkundemuseum. Im eigenen Organ, der „Leipziger Lehrerzeitung“ wurden viele reformpädagogische Fragen lebhaft diskutiert, u. a. der Gedanke der Arbeitsschule oder der Schaffung von Gartenschulheimen. Auch neue Lehrmittel, wie die Fibel „Guck in die Welt“, das Leipziger Lesewerk oder das Rechenwerk „Nun rechne“ wurden vom LLV herausgegeben. Bei all seinen Bemühungen stand das geistige und körperliche Gleichgewicht der Großstadtkinder, das Mildern der „Freudlosigkeit ihrer Kindheit“ im Mittelpunkt. Sein weit über Leipzigs Stadtgrenzen hinaus fruchtbares Wirken für eine dem Kind gerecht werdende Pädagogik fand im Nationalsozialismus ein jähes Ende. Am 10. April 1933 wurde im Zuge der Gleichschaltung die Auflösung des LLV angeordnet.